Aubade in Pink
Lila Regenflieg
blatt 3migration und bewölkung
der flotte buchfink kam daher wie ein freier frack, zu fusz,
mit gefälligen noten im gepäck. er benahm sich nicht nur virtikulan, er war es. auch so.
in einer wortlosen tauschbeziehung hatte er galläpfel gegen pferde getauscht, eingerauscht von einem raunen alraunes in der letzten dämmerung.
des morgens dann, in triefender umwölkung und vorerst ziemlich ernüchtert über die häufung der pferde, dann aber doch sehr erfreut, beschloss er, an die lainische sirene eine aubade in pink vom …
Illustration zum Text „fogelprotokolle, blatt 3“
warten
in: Fenster zur Welt
nach der lähmung
drehversuch
erschütternde nachbewegung der hand,
sich werfend, unnachgiebig, die köpfe
hinter sich lassend, verschnitten,
mit dem eigenen körper befasst,
diese tausend kleinen verworfenheiten.
es schüttelt mich, soviel ausgrabungen
könnte ich noch machen, wenn ich mich ließe,
kopfklackern, schlankeitsaugen, kopfkakalaken,
dazu dieses aufgeworfensein, geschmissen aus
den unterbrechungen des fließens, abhandlungen
während des schreibens, zerfließen, taukörper,
rohe masse und dann dieses verfallen in geworfen-
heit, hingeworfenheit, auch her, auch gerissen,
in verrückungen, zungenzucker ... außer der zeit,
außer des selbst sein, ein leben lang die fäden,
lang die zeitlosigkeit, die ewige zeitlosigkeit!
chlew mew
in: bienenwörter — Szene 2
Alles und Nichts …
trebelige
gliterbee
begiertle
lirtgebee
so soll es sein,
ein honigseim.
härzeln in
himmelsauen,
mit buntkleid
und zuckerflüssel;
libe-lles schauen.
chlee mew!
geliebter.
alles gut
in: the daily horror — Szene 47
Alles und Nichts …
Komödie
gebundener mond
reiser,
weißer summer
im taubenholz
durch helene
einen gelben apfel
steigt heißer
kiesel glimmer- glut
an tiefer wasserstelle
fließt ein wechsel
wundergleich
zum hirtenteich
im garten hopfen
an gängen klopfen
das holz in grün
ist zauber- werk
schmerz im mark
rehbrauner goldfuss
im fingerhut
ich fühl karmin ...
goldfluss in glut.
fenster zum garten
in: Fenster zur Welt
natur bleibt draußen
in: Fenster zur Welt
durch malers bilder
in: the daily horror — Szene 74
Alles und Nichts …
vier jahreszeiten,
alpha und omega in besprechung
der brandung am zweihorn,
ausblick zum zauberstab und
feste umarmung der treppe,
dämonen im kreuz,
hexenschuss -
ab blatt.
festchaos !
der jäger wird gejagt vom hasen.
hatzbildendes insekt zur jahreswende
sitzt am hochwaldweg,
singt nachtlied, omega und alpha
bis sonne oder mond vor'm schlaganfall
den spiegelberg herunterbricht.
wanderung
am zeitbruch -
lichtig.
unsämtlich
in: Halluzination
libellenarie.
das aufhalten unter den bäumen
grauweisser regen
schlieren an
meinem geweidekleid.
reif liegt auf den nerven.
unruhige suchbewegung
spurlos diksret
bild ohne regung
am laberdan.
mulm und
mundverschlusz
meine libellenfüsze am stängelgrund
zerfallen;
erde und staub.
figurquadratur
in: taumeldung und taumelding — Akt 3
nach sonnenaufgang ist es
kühler in der hangferne.
der die das - hanglos zu summen
achter Gesang
in: Alles und Nichts …
Absurdes Theaterstück
43. die postkarte ist grün und ’möchte allein sein’ liest die frau,
legt sie in ein gebundenes fressen ein und erhebt es zu ihrer lieblingslektüre.
44. das vollendete reisegepäck,
welches unter einem ausgeprägten völlegefühl litt,
wollte sich vor der übergabe schützen und entleerte sich ungewollt
inmitten fremder leute.
so ging die reise, die nicht wuszte worauf sie eigentlich hinaus wollte,
ihrem offenen ende entgegen, aber sie wollte dem mann doch für immer
im gedächtnis bleiben.
reisegefühl mit völlegepäck
45. denen, die schon seit jahren miteinander verkehrten,
auf parkbänken, in fahrstühlen, auf treppen,
hinterhöfen und gemeinen plätzen, stellte sich nie
die frage, wer von beiden verkehrer wäre und wer verkehrter.
46. es fällt in räumen bevorzugt von der decke,
lautlos spielend, in einer fallrelevanten fallrelevanz.
das wandern des kindes von ecke zu ecke
hinterläszt rote spuren an weiszer wand.
47. das chronische badetuch hing dort wie immer.
freund von fischblase,
welcher ein ausgearteter kater mit fuchsschwanz war,
fickte den baum, der in schwanzhöhe ein kleines astloch hatte.
danach erging er sich in nachbars wiesen.
das chronische badetuch hing dort wie immer.
(kleine kaubare unendlichgeschichte)
48. rosa, die im farblichen rhythmus einer tiefen inneren unruhe ausartet,
verlottert hintergründig im gelb des umgebungsgrün.
während die gegensätze zusammenfallen, entgleitet dem inerten ihrer kalotte jegliche anziehung.
rosa jedoch bleibt lustvoll und gebiert mit dem konservierten sperma eines ebertons eine wilde zwittole.
damit setzt sie ein neues zeichen: ∃
blatt 8
in: fogelprotokolle — Blatt 8
Absurdes, Alles und Nichts …
Absurdes Theaterstück
protokol-l 8
als über den bach der krebs floh
nächtliche handlung
rand am geschiebe
optik der schauer
wildnis der triebe
theater des grausens
tagtraumgebilde
totklatschen applausend
texte im schilde
fogelautomatik
herzüberzug
verkehrsdramatik
knotenpunktbuch
nachtschmeckend hörte er bach, laut aufstelzend.
und lief den kranichen die ränge ab, bachlaufend, hinauf, hinab.
dazwischen beringtfüsziges schauen und ein dauerlauf
in schlaufen. bachaufstelzend, bachauf, bachab.
herzüberziehend, den damen verhelfend zu lüsternem wollen aus wolligen mänteln,
akkordierte er sich zum nächtlichen tonangeber und brachte sie zum schweben in laubigen wolken.
asymptotisch zirbelte und salbeite er "t-laute". zweisilbriger, otisch, wie tzzss-tzzss ...,
okulierte er bachstelzend zischlaute wie raute, ohne rücksichtnahme auf fremder leute nachtbrut.
so trug er trügerisch gedichtetes auf.
getischt mit gestelztem laut.
zusammengezimmerte zuchtlaute, aus dem schimmern einer bächelnden schluchtflaute.
aber o! diese flötenden blicke, unter denen er immer auf- und ab-gewandelt war,
in dieser nacht warfen sie sich auf ihn. in tutti. tutti totus-oh.
überwältigt blieb der schauerlich berührte liegen.
doch dann brandete tosender beifall auf, prasselte in ergüssen auf ihn nieder,
als er stelzend aufstand, sich selbst lautschmeckend nachhörte und verfiel
in einen bachgängelnden fluchtlauf, ein lachendes durchlaufen der schauer.
danach lag er lachlautend flach und gedachte der bewunderung von allen seiten.
nebenbei träumte er vom ausgelassenen bach und dem lächeln schluchzender rauten zu nächtlichen zeiten.
fortan machte er die nacht zum tag, hüpfte nur noch zart om-lautend von gesellschaft zu gesellschaft
und wurde nicht satt und liesz sehr gern bei jedem gehen seine fusznote unter abtreter, servierteller, ofenbank,
köchelgeschirre, kochgewirre und dergleichen verzeichnet zurück.
ein wenig wie irre.