Die Zeitwaisen

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Berlin–Dingle–Avranches 2017

Ramsey–Fyfield, Samstag 3. Juni

in: Berlin–Dingle–Avranches 2017
Ramsey–Fyfield, Samstag 3. Juni
Reisen, Radreisen
Radix | Berlin–Dingle–Avranches 2017

-7:46-

Am Morgen auf dem Zeltgarten hinter dem Pub „The Castle“ in Ramsey, kurz vor der Abfahrt.

Die Temperatur liegt deutlich unter der auf dem Festland. Ade T-Shirt und dünnes Kapuzenshirt. Schlüpfe in den etwas dickeren Kapuzenpulli, der sich schon letztes Jahr in Schottland hervorragend getragen hat. War dort das erste Mal mit Merino Klamotten unterwegs und möchte sie nicht mehr missen.

Komme während des Frühstücks mit dem Zeltnachbarn ins Gespräch und wir unterhalten uns über unsere Räder, Zelte, Zubehör und unsere Touren. Er sei seit ein paar Tagen in entgegengesetzter Richtung unterwegs, Richtung Polen, komme aus Manchester. Nicht die erste Tour, die er fahre.

Mit seinem Hilleberg zwei Personen Tunnelzelt, etwas größer und geräumiger als der eine Person Exped Sarg, sei er sehr zufrieden. Knapp 3 kg bringe es auf die Waage. Liebäugle für die nächste Tour ebenfalls mit einem etwas größerem Zelt, da der Zeltsarg zwar schön leicht ist und für die Nächte ausreicht, aber für längeres Verweilen, z.B. tagsüber bei Regen, Regen, Regen, zu lütt scheint. Das heißt, bequem lässt sich drinnen nicht wirklich viel machen, auf Grund der geringen Innemaße und der speziellen Kubatur. Das Hilleberg hat was. Fahre andererseits meist auch bei Regen, Regen, Regen, wenn er nicht Tage ohne Ende fällt.

An unseren Rädern haben wir die gleichen Bremsen, die gleichen Pedale und die Rohloff. Auch er sei mit den Teilen zufrieden. Ihm gefalle das Argos aber auch insgesamt sehr gut, und er meint, vielleicht brauche er mal wieder ein neues Rad, um dann gleich festzustellen, dass er mit seinem aktuellen Rad doch wunderbar zufrieden sei und rein rational kein Grund vorhanden sei, ein neues Rad aufzubauen. Kann ihm nur zustimmen. Dann zeigt er auf seine Schuhe und erklärt, dies seien die besten zum Radfahren mit Cleats, das Vorgängermodell sei aber noch nicht so gut gewesen. Gibts nicht, trägt der Mann auch noch die gleichen Schuhe, und aus dem gleichen Grund, gute Passform für breite Füße. Einziger Nachteil der Schuhe sei, dass sie schnell anfangen würden zu riechen. Er ist allerdings barfuß darin unterwegs. Früher ebenfalls gemacht. Schwitze aber recht gut am Fuß und schwimme dann mehr oder weniger im Schuh, deshalb seit längeren nur noch mit dünner Merinosocke. Trockener Fuß bei heißestem Wetter, und zu kühl wird die Konfiguration auch erst wenige Grad über dem Gefrierpunkt.

Allein letztes Jahr in Schottland, nach einer Tagstrecke auf dem Rad in strömendem Regen ohne Regenüberzieher, und weiteren sehr feuchten Tagen, so dass die Sandalen nicht wirklich trocknen konnten, fingen sie an etwas zu müffeln. War damals warm genug, und hatte an diesem Tag keinen Bock auf den Regenschutz, dachte immer wieder, ach, das hört doch eh gleich wieder auf. Nach fünf Stunden wars dann egal. Aus dem gleichen Grund ohne Regenjacke weiter gefahren, zu bequem zum umkleiden, nur diese schwere, wasserabweisende, winddichte Trekkingjacke über, die sich mit der Zeit vollsog und von innen zwar leicht feucht wurde, aber erstaunlicherweise kein Wasser durchließ. Musste wahrscheinlich nur 2 Kilo mehr mit rumschleppen. Ohne Regenhose ging allerdings nichts. Schweife ab.

Gegen das Müffeln in den Schuhen hilft übrigens im Vorfeld appliziertes Achselspray ausgezeichnet, zumindest das Weleda Salbei.

Zeit und Wetter reichen nicht zum Trocknen des Zeltes, also bestmöglich das Wasser abgeschüttelt und nass eingepackt, die erdignassen Heringe fix vom gröbsten befreit und separat verpackt.

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