Die Zeitwaisen

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Berlin–Dingle–Avranches 2017 – Lünne–Flierweide, Mittwoch 31. Mai

in: Berlin–Dingle–Avranches 2017
Lünne–Flierweide, Mittwoch 31. Mai
Reisen, Radreisen
Radix | Berlin–Dingle–Avranches 2017

-22:10-

Blick aus dem Zeltsarg auf den Campingplatz Flierweide in Bathmen spät am Abend.

Ankunft dort um 17:14. Der Track auf dem 64s biegt plötzlich vom Waldweg nach rechts ab, ins Unterholz. Laut Karte soll da ein Radweg sein, der zum Camping führt. Nichts zu sehen. Auch kein Campingplatz. Muss aber hier sein. Also querfeldein von hinten durch die Brust ins Auge, zwischen Gestrüpp und Bäumen hindurch, zwei Hauszelte links und rechts liegen lassend, längsseits rauf auf eine große, scheinbar leere, kurz geschorene Wiese, und quer drüber, unter den teilweise verwunderten Blicken der Camper ringsherum. Auf der anderen Seite weiter, auf der Suche nach der Anmeldung. Keinerlei Hinweise. Einmal über den Parkplatz und drumherum, und dann außerhalb des Platzes an der Straße Traasterdijk: Ziel erreicht.

Die große Campingwiese erinnert an ritterliche Wettkampf- oder Gelageplätze in Hollywood Filmen. Der innere Bereich frei geräumt, und drumherum am Rand die Zelte und Wohnwagen. Alles wirkt jedoch extrem ordentlich und gepflegt, geradezu unwirklich, kafkaesk. Eine Szene aus dem Film Zardoz poppt in Gedanken auf. Vortex. Wanderer und Radreisende scheinen strikt getrennt von den Campern mit Wohnwagen und Hauszelt.

Bei den WCs ist weder Clopapier noch Handseife zu finden. Auf Nachfrage kramt der freundliche aber bestimmte Verwalter immerhin eine fast leere Rolle aus einem Flurschrank. Eigentlich solle jeder sein eigenes Papier mitbringen. Zur Not steckt noch eine Rolle in der Hinterradtasche.

Baue das Zelt neben einem Holztisch mit integrierten Bänken auf und zaubere im Reactor wieder flink das Lieblingsgericht dieser Tour, Spaghetti mit Hering in Tomatensauce und frisch geschältem Knoblauch, Salz und Pfeffer. Vielleicht doch mal mehr Mut für Variationen aufbringen.

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