Die Zeitwaisen

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Berlin–Dingle–Avranches 2017 – London-Ealing–Lambourn-Farncombe, Montag 5. Juni

in: Berlin–Dingle–Avranches 2017
London-Ealing–Lambourn-Farncombe, Montag 5. Juni
Reisen, Radreisen
Radix | Berlin–Dingle–Avranches 2017

-22:20-

Schnalle, ruckel und klicke bei 150% Luftfeuchtigkeit und gut Wind das Gepäck vom Rad und schleppe die äußerlich triefend nassen Taschen in die Hütte, möglichst dicht an den Eingang, so dass nicht der ganze hintere Bereich durchnässt. Dann das Rad in die Fleischkammer. Zurück in die Hütte, raus aus den Schuhen, aus tropfenden Regensachen und schweißnassen Klamotten. Hänge rundherum alles auf, und schlüpfe in die trockenen Ausgehsachen. Könnte ein ganzes Wildschwein verschlingen. Reicht aber nur zu Spaghetti und Dosenlachs. Und Knoblauch natürlich. Baue den Kocher auf dem Ofen auf. Vor dem entzünden des Brennkopfes, sicherheitshalber das Oberteil der Tür und das Fenster öffnen. Muss beide festklemmen, damit der Wind sie nicht wieder zuschlägt. Sitze nach nur knapp zehn Minuten vor dampfendem Nudellachsketchupknoblauch Eintopf und genieße das Futtern, das heimelige Interieur, das Plattern des Regens und das Pfeifen des Windes der draußen im Dunkel der Nacht Baumkronen hin und her schwingt. Abwasch muss bis morgen warten. Ebenso keine Lust, durch sommerliche Kälte, Wind und Wetter zu den Duschen und WCs zu wanken. Schnell noch die Couch zum Bett umbauen, voll bekleidet in den Schlafsack schlüpfen, Licht aus, und mit dem Inlet kuschelnd, wegdämmern. Hoffentlich pustet der Wind die Hütte nicht von den Rädern.

Spät in der Nacht oder sehr früh am Morgen drückt die Blase. Zum Glück pausiert der Regen grad. Leicht benommen im Kopf, kleiner Ausflug durch die Dunkelheit zum Clo und wieder zurück. Das Gras macht schmatzende Geräusche, oder sind es die Schuhe? Die Luft ist wundervoll.

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